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Der Sendenetzbetreiber Uplink, an dem „Focus“-Gründer Helmut Markwort beteiligt ist, ist bundesweit die wachstumsstärkste Telekommunikationsfirma. Das hat das zu Burda gehörende Magazin „Focus Business“ in seiner jüngsten Ausgabe festgestellt. Geführt wird das Unternehmen von dem früheren Drillisch-Manager Michael Radomski, der jetzt in neue Geschäftsfelder vorstoßen will. Ein Porträt.

Wenn Michael Radomski Investoren einen weiträumigen Blick auf die Rheintäler verschaffen will, dann führt er die Geschäftsleute gern mal auf den Fernsehturm in Düsseldorf. Dazu trägt der 45-Jährige Niederrheiner einen dicken Generalschlüssel in seiner Tasche, der ihm den Zugang zu allen Funktürmen Deutschlands verschafft. Doch das besondere Erlebnis in schwindelerregender Höhe ist nicht jedermanns Sache. “Wir hatten schon einen fernsehbekannten Investor dabei, der lieber im Restaurant des Fernsehturms geblieben ist”, erinnert sich der Geschäftsführer des Düsseldorfer Sendenetzbetreibers Uplink Network gegenüber MEEDIA.

Herr über 500 Antennen

Radomski ist Herr über etwa 500 angemietete Antennen für Rundfunk auf Ultrakurzwelle (UKW), mit denen private Sender ihre Programme zu den Hörern bringen. Darunter sind Stadtradios aus Hagen, Leverkusen und Euskirchen sowie Regionalsender wie Radio Sauerland oder Radio Schleswig-Holstein. Dies verhalf dem ehemaligen Drillisch-Manager in den vergangenen Jahren zu einem Wachstumsschub – vor allem zwischen 2015 bis 2018. Hier machte die Firma einen Umsatzsprung von 228 Prozent. Dies ermittelte jüngst das Institut Statista, das für das Burda-Magazin “Focus Business” die wachstumsstärksten Unternehmen Deutschlands auflistete. Dabei schaffte es Uplink in der Branche Telekommunikation an die erste Stelle. Zum Expansionskurs hat ein Mega-Coup beigetragen. So übertrug die ARD den Düsseldorfern den Netzbetrieb für diverse Radioprogramme – vom NDR, RBB bis zum Saarländischen Rundfunk. Der Deal brachte dem Unternehmen ein dickes Umsatzplus von 13 Millionen Euro ein.

Heute besetzt der Radiospezialist 50 Prozent des Marktes, gefolgt von Divicon und der Freenet-Tochter Media Broadcast. Damit hat es Radomski – ein sportlich-wirkender Manager mit Vollbart – weit gebracht. Denn vor einigen Jahren war der Markt noch in den Hand von Media Broadcast, der als Quasi-Monopolist das Branchengeschehen bestimmte. Erst als 2012 das Telekommunikationsgesetz geändert wurd und die restriktive Vergabe von Senderechten endete, bekam der Geschäftsmann seine große Chance. Er gründete 2013 Uplink Network, an der er bis heute die Stimmenmehrheit hält. Inzwischen erwirtschaftet díe Gesellschaft mit knapp 30 Millionen Euro einen “ordentlichen” Gewinn. “Da kann man als geschäftsführender Gesellschafter dann seine Zeit entweder auf dem Golfplatz verbringen oder sich die Frage stellen, ob auch 50 oder 100 Millionen Umsatz erreichbar sind”, sagt er. Radomski hat sich fürs Geschäft entschieden. Doch das ist angesichts des Marktumfeldes nicht ganz einfach “Im Radiomarkt schaffen wir das organisch wohl nicht mehr, da stoßen wir an die Decke”, so Radomski. So soll 2025 das UKW-Geschäft “weniger als die Hälfte des Umsatzes ausmachen, auch wenn unsere Verträge darüber hinauslaufen und UKW-Radio noch sehr viel länger genutzt werden wird”, meint er.

Expansion in neue Bereiche

Da auch Zukäufe in dem hart umkämpften Nischenmarkt immer schwieriger werden, liebäugelt er damit, in angrenzenden Bereichen aktiv zu werden. So plant er, ein bundesweites Datenfunknetz für die schmalbandige Abfrage von Sensoren aufzubauen. Darüber sollen Hausbesitzer Heizungsthermostate ablesen können. Radomski: “Im ersten Schritt bauen wir 450 Standorte auf. Wir wollen in diesem Segment in 2 bis 3 Jahren einer der größten Betreiber in Deutschland sein”, betont der Geschäftsführer. Derzeit macht Uplink mit einem Wohnungsunternehmen einen ersten Test, um funkgesteuert die Energiekosten für 250 Wohneinheiten abzulesen. “Die dahinter stehende Plattform kann entweder ein starker Partner betreiben oder wir investieren auch hier direkt – entsprechende Pläne haben wir”, so Radomski.

Doch das ist nicht alles: So beabsichtigt der Uplink-Chef, Industriekonzerne und Behörden beim Aufbau des neuen Mobilfunkstandard 5G unter die Arme zu greifen. Der Grund: Viele Großunternehmen beabsichtigen, sich mit eigenen Insellösungen unabhängig von den großen Mobilfunkanbietern zu machen. Sie können dabei auf eigens reservierte Frequenzen zurückgreifen, die nicht Teil der milliardenschweren 5G-Auktion waren. “Im Bereich Behördenfunk haben wir gerade die erste öffentliche Ausschreibung gewonnen und investieren auch hier gezielt weiter. Die Entwicklung von 5G und den sogenannten Campus-Netzen, also der Möglichkeit für größere Unternehmen, eigene Betriebsnetzwerke aufzubauen, kommt für uns zur genau richtigen Zeit”, so der Uplink-Chef.

Namhafte Investoren

Unterstützt wird der weitere Expansionskurs der Düsseldorfer von mehreren namhaften Investoren. Darunter dem ehemaligen Bundespostminister Christian Schwarz-Schilling sowie dem “Focus”-Gründer Helmut Markwort. Weitere Gesellschafter sind Nikolaus Starzacher, der das Vergleichsportal Verivox aufgebaut hat sowie das Radionetzwerk Regiocast, “das mit ihrem heutigen Beirat Christopher Franzen von Anfang an den richtigen Riecher hatte und sich mit uns gemeinsam gegen viele Widerstände durchgesetzt hat”, meint Radomski.

Trotz der neuen Aktivitäten will Uplink auch im Kerngeschäft weiter investieren. Zwar sei der größte Teil der etwa 500 genutzten UKW-Antennen angemietet. Doch das soll nicht so bleiben: “Dort, wo es vertraglich, technisch sowie kommerziell möglich und sinnvoll ist, investiert Uplink sehr stark in Ersatz- und Neubauten von UKW-Antennen”, sagt der Radiospezialist. Doch der Aufbau neuer Antennen ist mühselig und zeitraubend. Radomski: “Wir schaffen es derzeit im Schnitt etwa ein bis zwei Groß-Antennen pro Monat aufzubauen.” Damit liegt für Radomski noch eine große Wegstrecke voraus, um ein Netz aufzubauen, das Uplink direkt gehört.

Quelle: www.meedia.de