bü. DÜSSELDORF, 13. August. Als im Frühjahr der erste „Weiße Riese“ in Duisburg-Hochheide in Schutt und Asche zusammenfiel, spielte Michael Radomski eine kleine, aber wichtige Nebenrolle: Sein Unternehmen, die Düsseldorfer Uplink Network, sorgte dafür, dass die Funkkommunikation bei der Vorbereitung und Absicherung der Sprengung des maroden Hochhauses störungsfrei funktionierte. „Wir haben da zum ersten Mal und gleich unter Extrembedingungen gezeigt, dass wir das können“, sagte er. Eigentlich ist die Uplink auf Einbahnstraßen-Kommunikation spezialisiert: den Betrieb von Sendeanlagen für die Ausstrahlung von UKW-Rundfunk. Nach einem zähen Machtkampf mit der Freenet-Tochtergesellschaft Media Broadcast war es ihm gelungen, deren Monopol zu knacken und zum Marktführer zu avancieren.
Mit bald 500 Antennen bringt er heute die UKW-Programme von rund 70 Sendern zu den Hörern. Auf der Kundenliste stehen neben kleineren Lokalradios viele bekannte Namen, darunter Deutschlandradio, NDR, WDR, RBB, Radio NRW und Big FM. Das Geschäft laufe prima, fast 30 Millionen Euro Umsatz und „sehr ordentliche schwarze Zahlen“ dürfte das Start-up mit seinen 35 Mitarbeitern in diesem Jahr erwirtschaften, berichtet Radomski im Gespräch mit der F.A.Z. Mit seinen Erfahrungen und dem technischen Knowhow aus dem Sendebetrieb im Rücken zieht es den umtriebigen Unternehmer in neue Geschäftsfelder. Eines davon sind nichtöffentliche Mobilfunknetze – so wie das für den Generalunternehmer, der das Duisburger Hochhaus abgerissen hat.
Solche technisch von der Außenwelt abgekapselten Netze kommen dort zum Einsatz, wo es auf höchste Verlässlichkeit und Sicherheit ankommt. Zum Beispiel auf Flughäfen. Gerade hat sich Radomski die Ausschreibungsunterlagen für den Berliner Pannen-Airport BER angeschaut, rein interessehalber, nicht mit der Absicht, dort mitzubieten. Dafür fehlen dem Newcomer die notwendigen Referenzen. „Wir wollten einfach wissen, wie weit wir für ein solches Riesenprojekt wären. Grundsätzlich sind viele der dort geforderten technische Leistungen nicht weit weg von dem, was wir jetzt tun.“ Und das übrige Knowhow lasse sich von außen ins Haus holen. Die Frage „Könntet ihr das überhaupt?“ ist Radomski gewohnt. So war es auch, als er die ersten Radiokunden unter Vertrag nehmen wollte. Heute läuft die UKW-Ausstrahlung nach seinen Worten vollkommen reibungslos.
Voller Selbstbewusstsein rechnet er sich und seiner Mannschaft selbst bei den geplanten 5G-Netzen große Chancen aus: Ihn lockt die Aussicht auf Aufträge für den Bau und die technische Betreuung der sogenannten Campus-Netze. „Auch da müssen Antennen aufgestellt, an Glasfaser und an Sendeanlagen angeschlossen werden. Das sind exakt die Dinge, die wir perfekt beherrschen“, meint Radomski. Viele Industrieunternehmen, Institute und Forschungseinrichtungen wollen von den großen Mobilfunkkonzernen unabhängige Insellösungen errichten und können dafür auf eigens reservierte Frequenzen zurückgreifen. Sie waren nicht Teil der Milliardenauktion, sondern die Netzagentur will diese Funkbänder auf Antrag interessierten Bewerbern zuteilen. Danach kann es losgehen. „Wir sind gespannt auf die ersten Ausschreibungen. Da werden wir dabei sein“, kündigte Radomski an. Für den 45 Jahre alten Unternehmensgründer wäre es in gewisser Weise eine Rückkehr auf altes Terrain: Beim Handybetreiber Drillisch hatte er lange Zeit im Vertrieb und im Marketing gearbeitet und als Geschäftsführer für die Rewe-Gruppe die Einführung ihrer Mobilfunk-Eigenmarken verantwortet.
Auf der Suche nach zusätzlichen Geschäftsmöglichkeiten hat er ein weiteres attraktives Wachstumsfeld für Uplink entdeckt: „Unser Wissen und unsere Fähigkeiten lassen sich auch auf den IoT-Markt übertragen“, sagt Radomski. IoT steht für das Internet der Dinge, also die Vernetzung von Produkten, Haushaltsgeräten oder Fahrzeugen. Die Kommunikation läuft über eine spezielle Schmalband-Funkwellentechnik, die Signale von Sensoren auf eine Plattform bringt, von wo sie die Nutzer abrufen können. Zum Beispiel Informationen darüber, ob auf einem Parkplatz schon ein Auto steht oder nicht. Oder Smart-Home-Daten, um etwa die Heizung aus der Ferne überwachen oder steuern zu können. In welches Feld es gehen soll, will Radomski noch nicht verraten. Ein erster großer Vertrag stehe aber kurz vor dem Abschluss, sagt er. Und wenn es noch ein wenig dauern sollte, ist es für Uplink wohl auch kein Beinbruch.
Das Unternehmen, an dem namhafte Investoren wie der frühere Bundespostminister Christian Schwarz-Schilling und der „Focus“-Gründer Helmut Markwort beteiligt sind, ist durch sehr lang laufende Verträge mit seinen Radiokunden noch auf Jahre hinaus abgesichert. Teils reichen die Kontrakte bis 2028. Und trotz aller Unkenrufe über eine Abschaltung des UKW-Rundfunks oder seine Verdrängung durch Internet und DAB+ ist Radomski davon überzeugt, dass das gute alte Radio noch eine lange Zukunft haben wird. „Die UKW-Party geht mindestens bis Mitte der dreißiger Jahre“, sagte er.
Quelle: FAZ