Noch im April 2018 drohte rund zehn Millionen UKW-Radiohörern der Blackout. Nach harten Verhandlungen haben sich die streitenden Firmen nun auf einen Kompromiss geeinigt.
Streit um Nutzungsgebühren: Nach zähen Verhandlungen hat man einen Kompromiss zum UKW-Radio gefunden.
Das Schreckensszenario einer UKW-Abschaltung in Deutschland ist abgewendet. In dem erbittert geführten Streit um Nutzungsgebühren für die UKW-Antennen von Hörfunksendern haben sich jetzt fünf Antenneneigentümer mit den Sendernetzbetreibern auf Eckpunkte für eine vertragliche Regelung geeinigt. Das teilte die Bundesnetzagentur am 19. Juni 2018 mit. „Alle UKW-Marktakteure haben sich bewegt und sind aufeinander zugegangen“, erklärte der ehemalige Kanzleramtsminister Friedrich Bohl, der die Verhandlungen moderiert hatte. Die vereinbarten Eckpunkte böten eine gute Grundlage dafür, dass es im nächsten Schritt zu Verträgen komme und man damit den Streit um die Antennen dauerhaft beigelege. „Dann müssen die Hörerinnen und Hörer keine Abschaltungen mehr befürchten.“
UKW-Radio: Warum der Streit?
Hintergrund des Streits ist, dass sich der Dienstleister Media Broadcast aus dem Geschäft mit den UKW-Antennen und Sendeanlagen zurückgezogen hat, weil er die finanziellen Rahmenbedingungen der Regulierungsbehörden nicht mehr attraktiv genug fand. Die Media Broadcast gehört zur börsennotierten Freenet Group. Als UKW-Sendedienstleister agieren nun vor allem die Firmen Uplink aus Düsseldorf und Divicon aus Leipzig. Die an den Sendemasten montierten Antennen hatte die Media Broadcast hauptsächlich an Finanzinvestoren verkauft. Diese verlangten ursprünglich zum Teil deutlich mehr Geld für die Nutzung der Antennen, weil sie nicht mehr unter die Regulierung fallen. Uplink und Divicon hielten die höheren Preise für völlig überzogen und weigerten sich, die geforderten Summen zu zahlen.
Wen hätte die UKW-Abschaltung getroffen?
Von einem möglichen UKW-Blackout waren etliche Hörfunksender bedroht – neben privaten Radiostationen auch der MDR, der NDR in Mecklenburg-Vorpommern und Deutschlandradio. In Berlin und Brandenburg war teilweise der rbb betroffen. Sie betreiben keine eigene Sende-Infrastruktur. Im Laufe der Verhandlungen hatte sich die Bundesnetzagentur auf eine erneute Regulierung des UKW-Marktes vorbereitet. Nach dem nun erzielten Kompromiss hat man aber eine für den 22. Juni 2018 angesetzte Verhandlung aufgehoben. „Alle Beteiligten haben Verantwortung gezeigt und damit eine Lösung ermöglicht“, sagte Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur. Er gehe davon aus, dass sich die konkreten Verträge jetzt schnell vereinbaren und sich damit regulatorische Eingriffe vermeiden lassen.
UKW-Markt: Die historischen Hintergründe
Das UKW-Geschäft gehörte ursprünglich der Deutschen Bundespost und gelangte mit der Privatisierung der Post Ende der 80er-Jahre zur Deutschen Telekom. Diese gründete den UKW-Betrieb in die Media Broadcast aus, die über verschiedene Stationen 2016 bei der Freenet Group landete. Mit dem Rückzug der Media Broadcast aus dem UKW-Markt und der Aufspaltung von Antennen- und Sendebetrieb entfiel auch die ursprüngliche Regulierung durch die Bundesnetzagentur. Media Broadcast dementierte Marktgerüchte, man sei jetzt den neuen Antennenbesitzern beim ursprünglich vereinbarten Kaufpreis entgegengekommen. „Wir haben über unseren Beitrag zur Einigung im UKW-Streit Vertraulichkeit vereinbart. Wir können aber so viel sagen, dass es keinerlei rückwirkenden Anpassung oder nachträgliche Kaufpreisreduzierung gegeben hat“, erklärte ein Firmensprecher. Dem Vernehmen nach kommt Media Broadcast den Antenneneignern bei den zukünftigen Wartungs- und Instandhaltungsservices entgegen. Die fünf an den Verhandlungen beteiligten Antennenbesitzer – von insgesamt 30 Eigentümern – sind reine Finanzinvestoren ohne eigenes operatives Technik-Geschäft.
Quelle: www.computerbild.de